Lucca

Lucca
Lụcca,
 
1) Stadt in der nördlichen Toskana, Italien, 19 m über dem Meeresspiegel, in der Schwemmlandebene des Serchio, 85 700 Einwohner; Verwaltungssitz der Provinz Lucca, Erzbischofssitz; Museen, Bibliotheken, Staatsarchiv, Theater; bedeutende Handelsstadt u. a. mit Textil-, Seiden-, Papier-, Nahrungs-, Genussmittelindustrie; lebhafter Fremdenverkehr.
 
 
In der von Wällen und Bastionen (16./17. Jahrhundert) umgebenen Altstadt, deren Hauptstraßen und -platz (Foro) noch die römischen Anlagen erkennen lassen, zahlreiche Bauten des Mittelalters und der Renaissance. Von der mittelalterlichen Befestigung sind v. a. Tore und Wassergraben in der Stadt erhalten. Der im 6. Jahrhundert gegründete Dom San Martino wurde seit 1060 umgestaltet, die Fassade, 1204 bis zur ersten Galerie vollendet, erhebt sich mit drei übereinander liegenden Arkadenreihen über großen Bogenöffnungen der Vorhalle. Portale mit Skulpturen u. a. von N. Pisano; im Innern im 14./15. Jahrhundert gotisch umgebaut; u. a. mit Sarkophag der Donna Ilaria del Carretto von Jacopo della Quercia, romanische Reitergruppe des heiligen Martin und dem Volto Santo; rechts der 69 m hohe Campanile; zierliche Apsis mit Zwerggalerie. Wichtige Kirchen sind San Michele in Foro (12. Jahrhundert; die den ganzen Baukörper und Campanile umziehenden romanischen Blendarkaden frühes 13. Jahrhundert; Zwerggalerien und zwei zusätzlichen Arkadenreihen des Scheingiebels 13./14. Jahrhundert, mit Marmorinkrustation), San Frediano (1112-47, Fassade mit Mosaikschmuck um 1230), San Francesco (13. Jahrhundert), San Giovanni (12. Jahrhundert, Fassade 16. Jahrhundert), San Giusto (12. Jahrhundert, Portal frühes 13. Jahrhundert). Der Gebäudekomplex der Case dei Guinigi, Stadtpaläste der Familie Guinigi, die 1392-1432 die Herrschaft über Lucca ausübte, wird von einem mächtigen Turm beherrscht. In der ebenfalls für die Guinigi erbauten Villa (15. Jahrhundert) befindet sich heute das Museo Nazionale. Weitere Stadtpaläste sind der Palazzo Mansi (16. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert verändert, beherbergt heute die Pinakothek) und der Palazzo della Provincia (begonnen 1578 nach Entwurf von B. Ammanati.
 
 
Lucca, in der Antike Luca, als ligurische Siedlung entstanden, später etruskisch, war ab 177 v. Chr. latinische Kolonie und ab 89 v. Chr. Municipium. Unter den Langobarden (seit etwa 570) war Lucca Königsresidenz, in fränkischer Zeit Mittelpunkt der Markgrafschaft Tuszien. Während des Investiturstreits stand es auf der Seite Heinrichs IV. und erhielt von diesem 1081 Privilegien, die Grundlage seiner im 12. Jahrhundert weiter ausgebildeten Freiheit wurden. Nach dem Übertritt zur guelfischen Liga (1197) und Kriegen gegen Pisa erreichte Lucca durch das Statut von 1308 und die Vertreibung des Adels durch die Popolanen politische Macht. Die kurze Herrschaft des Pisaners Uguccione della Faggiuola (* um 1250, ✝ 1318) wurde 1316 durch Castruccio Castracani beendet, den Kaiser Ludwig IV., der Bayer, 1327 zum Herzog von Lucca ernannte. 1369 wurde Lucca mithilfe Karls IV. wieder freie Stadt und behauptete mit kurzer Unterbrechung seine republikanische Verfassung bis 1799, als es unter französische Herrschaft fiel. Napoleon I. gab Lucca 1805 als Fürstentum an seine Schwester Elisa Baciocchi, 1815 kam es als Herzogtum an Maria Luise von Bourbon-Parma, 1847 an das Großherzogtum Toskana.
 
 
H. Schwarzmaier: L. u. das Reich bis zum Ende des 11. Jh. (1972).
 
 2) Provinz in der Toskana, Italien, 1 773 km2, 375 200 Einwohner.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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